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E-Commerce & Software M&A Multiples Update H1/2024

In unserem letzten Blogartikel (Link) haben wir bereits gezeigt, dass sich die Turbulenzen der letzten Jahre langsam legen und sich der E-Commerce-Markt wieder stabilisiert. Trotz weiterhin bestehender Unsicherheiten ziehen die M&A-Aktivitäten allmählich wieder an. Investoren und Käufer werden zunehmend aktiver, wenn auch weiterhin mit einer spürbaren Zurückhaltung und selektiveren Auswahlkriterien. In diesem Multiple-Update möchten wir unsere Erfahrungen aus den letzten Monaten, die aktuellen Entwicklungen und den Ausblick auf die zweite Jahreshälfte 2024 genauer beleuchten. Dabei gehen wir zunächst auf Amazon-native (>50% Amazon-Anteil) und D2C-Marken (>50% Shop-Anteil) ein. Im zweiten Teil widmen wir uns Marktplätzen und SaaS-Unternehmen.



Amazon- & D2C-Brand Multiples


Amazon Brands

Amazon dominiert zweifellos den E-Commerce-Markt. Für viele Verbraucher beginnt und endet das Einkaufserlebnis auf dieser Plattform. Viele Marken nutzen Amazon als ihre Hauptverkaufsplattform.


Für gut geführte und etablierte Amazon-Marken (>50% Amazon-Anteil) mit stabilem Finanzprofil liegen die aktuell gezahlten Multiples in der Regel bei etwa 2,00x bis 3,00x auf das EBITDA. Ein stabiles Finanzprofil bedeutet EBITDA-Margen (ohne Bereinigungen relevanter Gehälter o.Ä.) von mindestens 10-15%+ sowie eine stabile bis positive Umsatzentwicklung mit geringen oder zumindest durch Sondereffekte erklärbaren Schwankungen.


Natürlich gibt es hier auch stärkere Schwankungen nach unten oder oben. Die Bandbreite der Multiples reicht von 1,00x bis 4,50x EBITDA, abhängig von den spezifischen Risiken und Wachstumspotenzialen der jeweiligen Marke. Wichtig zu erwähnen ist, dass längst nicht mehr jede Marke verkauft werden kann. Viele, insbesondere kleinere Marken mit Produkten in kompetitiven Kategorien, haben Schwierigkeiten, Käufer zu finden. Investoren haben aus ihren Fehlern gelernt, gehen selektiver vor und fokussieren sich auf Marken mit klaren Wettbewerbsvorteilen, einzigartigen Produkten oder besonders resilienten Geschäftsmodellen.


Quelle: Sellside Partners, Brands mit c. $500k SDE


Nach der starken Abwärtsbewegung in 2022 hat eine Bodenbildung stattgefunden. Entsprechend sind die Multiples im Vergleich zum Vorjahr weitgehend stabil geblieben. Während die Unsicherheiten (hohe Zinsen, drohende Rezession) im Markt hoch bleiben, zeigen die Werte für 2023 und 2024, dass die extremen Schwankungen, die noch 2021 und 2022 zu beobachten waren, nachlassen. Das niedrigere Bewertungsniveau, das seinen Ursprung auf der Käuferseite hatte, wird nun zunehmend auch von den Verkäufern akzeptiert, und es kommt generell wieder vermehrt zu Transaktionen - auch im Amazon-Segment. Im Fokus der Investoren werden weiterhin solide geführte Marken mit stabilen Geschäftsmodellen und attraktiven Margen sein. Kleine, wenig differenzierte Marken oder Inhaber-abhängige Marken werden es bei der Käufersuche weiterhin schwer haben.


D2C Brands

Trotz eines Dämpfers nach dem Corona-Hochpunkt wächst der E-Commerce Markt weiter. Neben steigenden Umsätzen auf Marktplätzen beobachten wir auch einen Anstieg von reinen Direct-to-Consumer (D2C) Marken. Diese Marken verkaufen direkt an den Endkunden, in den meisten Fällen über die eigene Website. Das ermöglich direkte Kontrolle über die eigene Marke (Markenidentität und Preisgestaltung), eine direkte Kundenbeziehung und generell eine höhere Flexibilität (z.B. Sortimentsänderungen oder Fulfillment). Ist eine Marke darin erfolgreich, dann resultiert das häufig in einer höheren Kundenzufriedenheit und höheren Margen. Für solche D2C-Unternehmen liegen die EBITDA-Multiples zwischen 2,50x und 7,50x. 



Lower Bound

Lower Mid Bound

Higher Mid Bound

Higher Bound

Amazon EBITDA Multiples

1,00

2,00

3,00

4,50

D2C EBITDA Multiples

2,50

3,50

5,50

7,50

Quelle: Sellside Partners


Im Vergleich zu den reinen Amazon-Marken sehen wir bei D2C-Marken aufgrund ihrer direkten Kundenbeziehungen und der höheren Markenbekanntheit leicht attraktivere Bewertungen.


Allgemeine Marktentwicklung im Zeitverlauf


Unsere Beobachtungen im E-Commerce-Sektor decken sich mit der Entwicklung des Gesamtmarktes. Die makroökonomischen Veränderungen hatten länder- und branchenübergreifend einen negativen Einfluss auf M&A-Aktivitäten. Der E-Commerce Sektor, der während der Corona-Pandemie stark profitiert hatte, erlitt durch die Wiederöffnung lokaler Geschäfte einen zusätzlichen Rückschlag. Die Grafik verdeutlicht die Entwicklung der Umsatz-Multiples in den vergangenen Jahren und ähnelt unserem obigen Multiple-Chart für E-Commerce.


Quelle: Eigene Darstellung basierend auf Daten von Dealroom.


Die Unternehmensbewertungen in der Grafik liegen deutlich höher, was daran liegt, dass hier größere Deals und andere Industrien einbezogen wurden. Es ist daher enorm wichtig, solche Multiples stets im Kontext der Unternehmensgröße und der jeweiligen Branche zu betrachten.


Marktplätze und SaaS-Unternehmen


Als E-Commerce-Advisor liegen unsere Kompetenzen auch im breiteren Online-Sektor. Hierzu zählen auch Marktplätze und SaaS-Unternehmen. Erst in diesem Monat durften wir den Verkauf des niederländischen Herrenmode-Marktplatzes Winkelstraat an die börsengelistete The Platform Group AG begleiten (Zur Veröffentlichung).


Während wir bei unserem Multiple-Update EBITDA-Multiples betrachtet haben, sind für Marktplätze und SaaS-Unternehmen Umsatzmultiples relevant. EBITDA-Multiples werden für Amazon-Marken und D2C-Shops verwendet, da diese oft stärker auf Rentabilität ausgerichtet sind.

Revenue-Multiples hingegen werden für Marktplätze und SaaS-Unternehmen verwendet, da diese Wachstum, Skalierbarkeit und das Potenzial für zukünftige Rentabilität versprechen.


Marktplätze

Im Marktplatzsegment sehen wir aktuell Umsatzmultiples zwischen 0,70x und 3,40x. Am unteren Ende des Spektrums, bei 0,70x, finden sich oft etablierte Marktplätze, die zwar stabile Umsätze erzielen, aber ein begrenztes Wachstumspotenzial und geringe Profitabilität aufweisen. Im mittleren Bereich, mit Multiples von 1,36x bis 2,28x, befinden sich Marktplätze, die eine solide Marktposition besitzen und moderates bis starkes Wachstum verzeichnen. Am oberen Ende, bei 3,40x, sehen wir Marktplätze, die entweder schnell wachsen oder über eine besonders starke Marktposition und entsprechend hohe Margen verfügen.


Für Bewertungen von Marktplätzen gibt es die sogenannte "Rule of 40", die besagt, dass die Summe aus Umsatzwachstum und Gewinnmarge über 40 liegen sollte. Diese hilft als Orientierung, um die Attraktivität für Investoren zu bewerten.


Quelle: Dealroom


Die Grafik stellt die angewandte "Rule of 40" für verschiedene Marktplätze weltweit dar. Auf der X-Achse sehen wir die Rule of 40, die Summe aus Umsatzwachstum und Gewinnmarge und auf der Y-Achse die Bewertung, also das Verhältnis aus Unternehmenswert und Umsatz in 2024. Die Linie verdeutlicht den positiven Zusammenhang von Rule of 40 und der Bewertung.


SaaS-Unternehmen

Die SaaS-Branche hat in den letzten zehn Jahren einen bemerkenswerten Aufschwung erlebt. Venture-Capital-Finanzierungen in diesem Bereich haben sich fast versiebenfacht und sind damit sechs mal so schnell gewachsen wie in anderen Bereichen. SaaS ist also längst kein Nischenprodukt mehr, sondern hat sich zu einem unverzichtbaren Geschäftsmodell entwickelt, das in immer mehr Bereichen Anwendung findet. Das sorgt für ein anhaltend hohes Interesse von Investoren, die sich insbesondere für das starke Wachstumspotenzial und die hohen Margen interessieren. Zudem sind diese Geschäftsmodelle häufig robuster als beispielsweise im E-Commerce, wo es deutlich häufiger zu Einmalkäufen kommt.


Quelle: Dealroom


Das Diagramm zeigt die Regel von X, wobei für Software X den Wert 3 hat. Der R-Quadrat-Wert beträgt 0,75, was bedeutet, dass 3x Wachstum und 1x EBITDA-Marge 75 % des Bewertungs-Multiples erklären. Das bedeutet im Klartext: Wenn ein SaaS-Unternehmen ein Umsatzwachstum von 20 % hat und eine Marge von 40 % erreicht, landet es bei einem Revenue-Multiple von etwa 15x.



In der aktuellen Marktlage, in der SaaS-Unternehmen aufgrund ihrer Skalierbarkeit und wiederkehrenden Einnahmen immer gefragter werden, sind solche Multiples keine Seltenheit.


Im Gegensatz zur oben dargestellten Grafik beobachten wir derzeit durchschnittliche Umsatzmultiples im SaaS-Bereich von 2,00x bis 6,00x. Diese Werte sind deutlich niedriger, da sich die Grafik nicht ausschließlich auf reine SaaS-Unternehmen, sondern auf den allgemeinen Software-Sektor konzentriert, wobei insbesondere größere und an der Börse gelistete Unternehmen berücksichtigt werden. Dennoch liegen unsere Multiples immer noch deutlich über den Bewertungen der zuvor gezeigten Bereiche. Investoren wissen, dass Wachstum und Skalierbarkeit bei SaaS-Unternehmen entscheidend sind – und sie sind bereit, dafür zu zahlen.

Aber wie überall gilt auch hier: Der Markt bleibt volatil und eine sorgfältige Analyse ist unerlässlich, um den wahren Wert eines Unternehmens zu erfassen.



Lower Bound

Lower Mid Bound

Higher Mid Bound

Higher Bound

Marketplaces Revenue Multiples

0,70

1,36

2,28

3,40

SaaS Revenue Multiples

2,00

2,80

4,50

6,00

Quelle: Dealroom, Aventis Advisors


Wir sehen also, dass SaaS-Unternehmen in der Regel höhere Umsatz-Multiples im Vergleich zu Marktplätzen erzielen. Während Marktplätze stärker von externen Faktoren wie Wettbewerbsintensität oder Preiserhöhungen betroffen sind, bestechen SaaS-Geschäftsmodelle durch ihre wiederkehrende und skalierbare Natur. Sie profitieren von einem stabilen, vorhersehbaren Einkommensstrom durch Abonnements und erzielen oft höhere Margen, da die Kosten für die Skalierung relativ gering sind. Darüber hinaus bieten sie häufig eine hohe Kundenbindung und langfristige Verträge, was die Unternehmensbewertung weiter stärkt.


Fazit


Abschließend lässt sich feststellen, dass sich die Multiples im Gesamtmarkt im ersten Halbjahr 2024 stabilisiert haben und im Vergleich zum Vorjahr tendenziell leicht höher liegen. Während E-Commerce-Marken stark von Plattformen abhängig sind, erzielen D2C-Marken dank ihrer Unabhängigkeit bessere Bewertungen. Im Schnitt schneiden Marktplätze noch besser ab, da sie ein großes Wachstumspotenzial und eine höhere Kundenbindung aufweisen. Die höchsten Bewertungen erreichen SaaS-Unternehmen, die durch ihre außergewöhnlich hohen Kundenbindungsraten und Margen überzeugen. Deshalb ist dieser Bereich auch in Zeiten höherer Zinsen bei Investoren besonders gefragt. Entscheidend für den Unternehmensverkauf ist in jedem Fall eine sorgfältige Vorbereitung, ein guter Kontakt zu relevanten Käufern und die Wahl des passenden Partners.


Warum Wir?


Um den richtigen Käufer für dein Unternehmen zu finden, ist es entscheidend, eine gezielte Analyse von Marktumfeld und Bewertungsmultiples durchzuführen – unabhängig davon, ob du eine Amazon-Brand, eine D2C-Brand, einen Marktplatz oder ein SaaS-Unternehmen betreibst.


Wie wir dich unterstützen:

Gezielte Käuferansprache durch unser Netzwerk

Dank unseres Netzwerks aus Aggregatoren, Private-Equity-Investoren und strategischen Käufern kennen wir die Kaufkriterien und Interessen der relevanten Player. Dadurch können wir gezielt die passenden Interessenten ansprechen und durch direkten Kontakt schnelle Rückmeldungen und Verhandlungen ermöglichen.


Fundierte Bewertung durch Marktanalyse

Wir analysieren detailliert die relevanten Bewertungsmultiples und das Marktumfeld für dein spezifisches Geschäftsmodell. Ob D2C-Brand, Marktplatz oder SaaS-Unternehmen – wir wissen, worauf es bei der Bewertung in deiner Branche ankommt. Durch unsere Erfahrung in zahlreichen Transaktionen können wir dein Unternehmen optimal positionieren und die Stärken hervorheben, damit der Wert und die Synergien für potenzielle Käufer klar erkennbar sind.


Transparente Beratung ohne Interessenkonflikte

Viele Broker sind zwar gut vernetzt, haben aber oft versteckte Interessen, die zu einem suboptimalen Verkaufspreis führen können. Wir stehen auf deiner Seite – ohne versteckte Gebühren oder schnelle Abschlüsse auf Kosten deiner Ziele. Unser Fokus liegt ausschließlich darauf, den besten Deal für dich herauszuholen. Ziel ist es, dir nicht nur den passenden Käufer zu präsentieren, sondern auch eine faire und marktgerechte Bewertung sicherzustellen. Gerne helfen wir dabei, den optimalen Preis für dein Unternehmen zu erzielen und den richtigen Partner zu finden, der zu deinem Unternehmen passt.


Kostenloses Beratungsgespräch




Quellen:

Dealroom, Aventis Advisors, FirstPageSage, Equidam



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